Haarausfall und AminosäurenHaarausfall kann sich einerseits als Effluvium äußern, das mit einem über die Norm hinausgehenden Haarverlust einhergeht, jedoch nicht unbedingt zu einer Lichtung des Kopfhaars führt. Das Haar wird „nur“ einfach detlich dünner. Andererseits gibt es die sogenannte Alopezie, bei der sichtbare Lichtungen des Kopfhaars auftreten und haarlose Hautbezirke entstehen können.

Normalerweise verliert ein gesunder Mensch etwa 70 bis 100 Haare am Tag, wobei diese in der Regel permanent ersetzt werden. Es gibt dabei keine genau festgelegte Grenze, ab wann von einem krankhaften Haarverlust auszugehen ist, da auch die Verteilung des Haarausfalls über den gesamten Kopf eine Rolle spielt.

Ist der Verlust beispielsweise auf einzelne Bereiche oder nur den Oberkopf konzentriert (kreisrunder Haarausfall), könnte ein krankhafter („pathogener“) Zustand vorliegen. Dieser sollte ärztlich behandelt werden.

Ursachen von Haarausfall

Als Ursachen für einen übermäßigen Haarverlust kommen neben genetischen Komponenten auch Hungerkuren bzw. eine an Vitaminen, Aminosäuren und Spurenelementen arme Ernährung, Stoffwechselerkrankungen wie Morbus Crohn oder Diabetes und Fehlfunktionen der Schilddrüse in Frage.

Auch einige Infektionskrankheiten und Depressionen können zu einem Haarausfall führen.

Haarausfall nach der Schwangerschaft ist ein typischerweise die Folge des durch die Schwangerschaft ausgelaugten Körpers, kann aber auch hormonelle Ursachen haben.

Um Haarausfall wirkungsvoll zu bekämpfen und zu verlangsamen, gibt es grundsätzlich die folgenden Optionen:

  • Arzneimittel mit Minoxidil, die von aussen auf der Kopfhaut aufgetragen werden,
  • Nahrungsergänzungen, die haarspezifische Unterversorgungen ausgleichen (Aminosäuren, aber auch Spurenelemente Eisen oder Vitamine wie Biotin und Pantothensäure).

Arzneimittel sollten nur nach eingehender Untersuchung durch den Arzt genommen werden, da diese stark hormonell in den Stoffwechsel eingreifen und verschiedene Nebenwirkungen haben (u.a. Erektionsstörungen).

Wissenswertes über Haare und Haarausfall

Alopezie HaarausfallHaare bestehen im Wesentlichen aus Keratin und kommen bis auf einige Ausnahmen an der gesamten Körperoberfläche von Säugetieren vor. Etwa zwei Jahre dauert es, bis ein Haar schulterlang ist (ca. 25 cm).

Jedes einzelne Haar besteht aus drei groben Schichten, welche als Cuticula, Cortex und Medulla bezeichnet werden. Die sogenannte Haarwurzel, welche sich im unteren Bereich der Lederhaut befindet, ist von zahlreichen Melanozyten umgeben und verankert das Haar fest in der Kopfhaut.

Das Haar besteht aus diesen chemischen Elementen:

  • 45% Kohlenstoff (C)
  • 28% Sauerstoff (O)
  • 15% Stickstoff (N)
  • 7% Wasserstoff (H)
  • 5% Schwefel (S)

Der relativ hohe Anteil an Stickstoff und Schwefel ist auch der Grund, warum schwefelhaltige Aminosäuren so wichtig für kräftige, gesunde Haare sind: Stickstoff wird nur durch Aminosäuren aufgenommen (Kohlenhydrate und Fette enthalten keinen Stickstoff), für die körpereigene Schwefelversorgung sind schwefelhaltige Aminosäuren Cystein und Methionin besonders wichtig.

Je nach Haarfarbe besitzen Menschen eine unterschiedliche Dichte und damit unterschiedlich hohe Anzahl von Haaren:

  • 85.000 Haare haben Rothaarige Menschen im Schnitt,
  • 100.000 Haare zählt man bei Brünetten,
  • 110.000 Haare haben typischerweise Schwarzhaarige.
  • Mit 150.000 Haaren haben Blonde die meisten Haare.

Erblich bedingter Haarausfall

Beim erblich bedingten androgenetischen Haarausfall besteht eine Überempfindlichkeit der Haarfollikel gegen ein bestimmtes Steroidhormon. Dadurch wird die Wachstumsphase des Haars erheblich verkürzt wird. Ist die Kopfhaut reich an diesem Hormon, treten die wachsenden Härchen kaum noch sichtbar aus der Kopfhaut heraus und eine Glatzenbildung ist die natürliche Folge. Nach und nach verkümmern schließlich die Haarfollikel, was jedoch nicht für die Bereiche des Hinterkopfes und des Nackens gilt.

Meist beginnt der androgenetische erbliche Haarausfall bereits im Jugendalter, wo er sich meist am Vorderkopf und den Schläfen ausbreitet. Dieses Phänomen wird im Volksmund auch als „Geheimratsecken“ oder „Stirnglatze“ bezeichnet und kann für die Betroffenen ein erhebliches psychisches Problem darstellen, da sie sich meist unwohl fühlen und lieber volleres Haar hätten.

Die meisten Medikamente zur Behandlung des erblich bedingten Haarausfalls beruhen auf der Eindämmung der Wirkung des Steroidhormons und der Hemmung seiner Neubildung aus Testosteron. Sie greifen in den Hormonstoffwechsel ein.

Erblich bedingter Haarausfall und diffuser Haarausfall zeigen dieselben Symptome.

Kreisrunder Haarausfall

Anders äußert sich der sogenannte kreisrunde Haarausfall, welcher lokal begrenzt auftritt und durch entzündliche Prozesse hervorgerufen wird. Er kann sich in nahezu jedem Lebensalter manifestieren, wird aber meist im zweiten bzw. dritten Lebensjahrzehnt erstmals beobachtet.

Vermutlich wird diese Form des Haarausfalls durch fehlgeleitete Immunzellen verursacht. Diese Immunzellen richten ihre Aktivität gegen die körpereigenen Haarwurzeln und zur Abstoßung vorhandener Haare führen. Zunächst wird eine Entzündungsreaktion provoziert, anschließend das Haarwachstum unterbunden und letztlich tritt der unvermeidliche Haarausfall ein.

In manchen Fällen kommt es nach einiger Zeit zum erneuten Zuwachsen der kahlen Stellen, jedoch ist es auch möglich, dass der Haarausfall immer weiter fortschreitet und es schließlich zum vollständigen Verlust aller Haare kommt.

Diffuser Haarausfall

Die dritte Möglichkeit des ungewollten Haarverlusts ist der sogenannte diffuse Haarausfall, welcher vor allem Frauen betrifft und den ganzen Kopf umfassen kann. Als Ursachen kommen unter anderem Schilddrüsenerkrankungen, Stress, Eisenmangel, Infektionen und bestimmte Medikamente in Frage, wobei der Haarausfall ebenfalls zeitlich begrenzt oder anhaltend sein kann.

Aminosäuren und Vitamine bei Haarausfall

Aminosäuren Wirkung Haarausfall

Verschiedene Studien weisen den Zusammenhang zwischen Haarausfall bzw. Haarfülle und der Versorgung mit Vitaminen, Spurenelementen und Aminosäuren nach.

Ein Mangel an Spurenelementen kommt viel häufiger vor als oft kolportiert. So hat die „Nationale Verzehrsstudie“ aus 2008 die Ernährungsgewohnheiten von 20.000 Bundesbürgern über ein Jahr akribisch aufgenommen und festgestellt:

  • 75% der Frauen zwischen 15 und 45 haben Eisenmangel,
  • 50% nehmen zu wenig Vitamin E auf,
  • 33% erreichen nicht die Mindestmenge an Vitamin C (80 mg),
  • 25% nehmen nicht genügend Zink zu sich,
  • usw. usw.

L-Lysin

Vor allem der Aminosäure L-Lysin kommt dabei eine große Bedeutung zu, da es die Kollagensynthese anregt und somit zu einer Verbesserung von Reparaturmechanismen führt. Des Weiteren benötigen die Haarwurzeln die essentielle Aminosäure für die Sicherung ihrer Funktionalität, weshalb eine geeignete Supplementierung mit L-Lysin zu einer deutlichen Reduzierung des Haarausfalls betroffener Personen führen kann1.

L-Cystein

L-Cystein ist integraler Baustein des Keratins, der Haarbausteine. Verschiedene Studien, bei denen neben B-Vitaminen auch L-Cystein eingenommen worden sind, führten zu einer signifikanten Verbesserung androgenetisch bedingten Haarausfalls2.

Aus L-Cystein bildet der Körper gemeinsam mit den Aminosäuren L-Glycin und Glutamin das starke Antioxidans L-Glutathion, welches auch die empfindlichen Haarwurzeln vor oxidativem Stress schützen kann.

L-Methionin

L-Methionin ist die zweite, neben L-Cystein wichtige Aminosäure für die Bildung gesunder Haare. Methionin ist ebenfalls sehr schwefelhaltig und wie L-Cystein essentiell für den Aufbau von Prokollagen notwendig. Ein L-Methionin Mangel kann zu verminderter Haarbildung führen.3

L-Arginin

L-Arginin kann die Durchblutung im feinen Hautgewebe fördern und so gewährleisten, dass die Haarwurzeln besser mit Mikronährstoffen versorgt werden. Arginin unterstützt zudem das Immunsystem und kann so helfen, krankheitsbedingten Haarausfall vorzubeugen.

Vitamin E für gesunde Haare

HaarausfallAuch Vitamin E hat einen wesentlichen Anteil an der Gesunderhaltung der Haare, da es die Durchblutung der Kopfhaut fördert und somit die Verankerung der Haare festigt. Des Weiteren wird es für die Synthese verschiedener für die Haare wichtiger Nährstoffe benötigt und ist somit für eine gesunde Behaarung unerlässlich. Vor allem der Haarausfall nach einer erfolgten Strahlentherapie zur Heilung von Krebserkrankungen kann gut mit einer entsprechenden Vitamin-E-Supplementierung behandelt werden 4.

 

Omega Fettsäuren wirken entzündungshemmend

Auch Omega-6-Fettsäuren können zur natürlichen Bekämpfung eines krankhaften Haarausfalls eingesetzt werden, da sie entzündliche Prozesse im Inneren des Körpers positiv beeinflussen und somit den entzündungsbasierten Haarausfall unterbinden können. Des Weiteren sind die mehrfach ungesättigten Fettsäuren an der Eliminierung freier Radikale beteiligt, welche ebenfalls in Verbindung mit Haarausfall stehen. Durch die Ausbildung einer reaktiven Bindung mit den oxidativen Stoffen können diese abgeführt und schließlich über die natürlichen Ausscheidungswege abgegeben werden.

Aus diesem Grund gilt vor allem Gamma-Linolensäure als wirkungsvolles Mittel sowohl gegen erblich bedingten als auch gegen kreisrunden Haarausfall und wird heutzutage in zahlreichen Fällen erfolgreich eingesetzt. In einer Studie aus dem Jahr 2009 konnte zudem nachgewiesen werden, dass eine Supplementierung mit Omega-6-Fettsäuren auch als vorbeugende Maßnahme gegen Haarverlust eingesetzt werden kann und bei entsprechenden Risikofaktoren oder erblichen Vorbelastungen präventiv eingenommen werden sollte 5.

Fazit

Erblich bedingter Haarausfall betrifft vor allem Männer im jungen Erwachsenenalter, während die diffuse Form zumeist Frauen befällt und ebenso zu einer erheblichen psychischen Belastung der Betroffenen führt. Des Weiteren ist kreisrunder Haarausfall ein weit verbreitetes Phänomen und sollte ebenfalls möglichst schnell behandelt werden. Neben entsprechenden Medikamenten kommen auch sogenannte Vitalstoffe immer häufiger zum Einsatz, da sie auf schonende Art und Weise zu einer Verstärkung des natürlichen Haarwachstums und einer Verringerung der täglichen Haarverluste führen können.

Vor allem Lysin, Cystein, Methionin, Arginin, Vitamin E und Omega-6-Fettsäuren werden dabei häufig angewandt und können zu einer deutlichen Steigerung der Lebensqualität der Betroffenen führen.

Im Allgemeinen liegt bei einem über das natürliche Maß hinausgehenden Haarverlust eine Störung der Haarwurzeln bzw. -follikel vor, welche zu einer Abstoßung der Haare führt. Für eine Stärkung der Kopfhaut und der Haarstruktur empfehlen sich daher entsprechende Supplemente in geeigneter Dosis.

Studien: 

  1. Meenu Singh et al.: Medicinal uses of L-Lysine: Past and future; Int. J. Res. Pharm. Sci., 2(4), 2011, 637-642
  2. u.a. bei W. Gehring et al., Zeitschrift für Hautkrankheiten, H+G 7/8 (75) 419-423 (2000)
  3. Alonso, L. & Fuchs, E. (2006); „The hair cycle„; Journal of Cell Science, issue 119, (pp. 391-393)
  4. Hussein AM. Chemotherapy-induced alopecia: new developments. South Med J. 2003 May;86(5):489-96. Review
  5. Ranieri M, Sciuscio M, Cortese AM, Santamato A, Di Teo L, Ianieri G, Bellomo RG, Stasi M, Megna M. The use of alpha-lipoic acid (ALA), gamma linolenic acid (GLA) and rehabilitation in the treatment of alopecia: effect on health-related quality of life. Int J Immunopathol Pharmacol. 2009 Jul-Sep;22(3 Suppl):45-50