Die schwefelhaltige α-Aminosäure L-Methionin ist für den menschlichen Körper essentiell und muss daher stets in ausreichender Menge über die Nahrung aufgenommen werden. Zu ihren Hauptaufgaben zählen der Aufbau verschiedener Eiweißmoleküle und die Synthese der ebenfalls schwefelhaltigen Aminosäure L-Cystein.
Pro Tag sollte ein gesunder Erwachsener etwa 21 mg L-Methionin pro Kilogramm Körpergewicht aufnehmen, wobei bestimmte Erkrankungen und Begleitumstände zu einem höheren Bedarf führen können.
Besonders bestehende Allergien, Leberstörungen oder Harnwegsinfekte steigern den Methionin-Verbrauch des Organismus, weshalb es erforderlich ist, entsprechende Lebensmittel in größerer Menge aufzunehmen. Auch Nahrungsergänzungsmittel können zur Deckung eines erhöhten Bedarfs genutzt werden, da andernfalls Depressionen, Allergien und Belastungen durch Schadstoffe einen Mangel an L-Methionin hervorrufen können.
Da die Verstoffwechselung überflüssigen Methionins mit der Bildung von Schwefelsäure verbunden ist, wird der über die Nieren ausgeschiedene Harn angesäuert, was die Nutzung der essentiellen Aminosäure für die Therapie bestimmter Krankheiten ermöglicht. Zum einen kann durch Urin mit einem pH-Wert von 4 bis 6 die Wirkung vieler Antibiotika wie beispielweise Ampicillin optimiert und die Bildung von Nierensteinen vermieden werden. Auch die Hemmung des bakteriellen Wachstums bei einer Blasenentzündung ist möglich, da die meisten Erreger nicht im sauren Milieu überleben können.
Des Weiteren wird L-Methionin in Infusionslösungen zur künstlichen Ernährung eingesetzt.
Lebensmittel mit viel L-Methionin
Insgesamt beträgt die empfohlene Menge für die tägliche Mindestzufuhr an Methionin ungefähr 2 bis 3 Gramm, kann jedoch aufgrund äußerer Umstände stark variieren. Vor allem bestimmte Vorerkrankungen führen oftmals zu einer Erhöhung des individuellen Bedarfs und sollten daher mit einer entsprechenden Supplementierung behandelt werden. Da der Körper die essentielle Aminosäure nicht selbst erzeugen kann, ist er auf eine Zufuhr über Lebensmittel und/oder Nahrungsergänzungspräparate angewiesen, wobei L-Methionin in fast allen eiweißhaltigen Produkten enthalten ist.
Dabei gibt es zwischen pflanzlichen und tierischen L-Methionin Erzeugnissen kaum nennenswerte Unterschiede, was die enthaltenen Mengen und die Bioverfügbarkeit anbetrifft. Da Methionin jedoch eine mäßig gute Wasserlöslichkeit aufweist, sollten methioninhaltige Nahrungsmittel nicht zu lange gekocht oder eingeweicht werden, da ansonsten wesentliche Mengen ausgewaschen werden und somit nicht mehr für den Körper verfügbar sind. Auch hohe Temperaturen, wie sie etwa beim Braten und Kochen entstehen, können die Struktur der Aminosäure unwiederbringlich zerstören, sodass eine zu lange Erhitzung zur vollständigen Eliminierung des Vitalstoffs aus Lebensmitteln führt.
Als gute L-Methionin-Lieferanten können vor allem Paranüsse genutzt werden, da sie etwa 1000 mg pro 100 g enthalten und somit die beste bisher bekannte Quelle darstellen. Des Weiteren enthalten die bräunlich aussehenden Samen des Paranussbaums zahlreiche ungesättigte Fettsäuren, welche ebenfalls vielfältige positive Effekte auf den menschlichen Körper aufweisen. Beispielsweise sind sie an der Zerstörung freier Radikale und der Regeneration zahlreicher Gewebe beteiligt und helfen dadurch, den Körper vor schädlichen Einwirkungen zu schützen.
Andere Lebensmittel zur Deckung des täglichen Bedarfs an L-Methionin sind:
- Sesamkörnern (ca. 586 mg je 100 g)
- roher Lachs (etwa 626 mg pro 100 g),
- Rindfleisch (ungefähr 554 mg pro 100 g),
- Hähnchenbrustfilet (ca. 552 mg pro 100 g),
- getrocknete Sojabohnen (etwa 547 mg je 100 g).
Auch grüne Gemüse wie Broccoli, Rosenkohl und Spinat können zu einer ausreichenden Versorgung mit L-Methionin beitragen. Um aber therapeutischen Nutzen aus dieser Aminosäure zu erzielen, ist eine gezielte Nahrungsergänzung mit speziellen Aminosäure-Präparaten unumgänglich.
Funktionen von L-Methionin
Methionin ist die Vorstufe von Cystein und Taurin und für deren Synthese essentiell. Des Weiteren besitzt diese Aminosäure antioxidative Eigenschaften und kann den Körper daher vor toxischen Substanzen und freien Radikalen schützen. Dazu geht sie eine Reaktion mit den schädlichen Stoffen ein und verhindert auf diesem Wege, dass andere Substanzen oder Zellen zerstört werden.
Im Fall einer unzureichenden Versorgung mit L-Methionin wird die Fähigkeit des Körpers, Urin auszuscheiden, empfindlich gestört, sodass sich Wassereinlagerungen und Ödeme bilden können. Gleichzeitig erhöht sich die Anfälligkeit für Infektionen und die Neigung für Arteriosklerose und Haarausfall nimmt zu. Aus diesem Grund ist immer auf eine ausreichende Versorgung mit dem Vitalstoff zu achten, wobei auch entsprechende Präparate genutzt werden können.
Da L-Methionin auch an der Bildung einiger Proteine und Hormone wie beispielsweise L-Carnitin, Adrenalin, Cholin und Melatonin beteiligt ist, beeinflusst es zahlreiche Körperfunktionen. So wird L-Carnitin für den Energiestoffwechsel des Organismus benötigt und ermöglicht den Transport langkettiger Fettsäuren durch die Mitochondrienmembran. Der Neurotransmitter Adrenalin fungiert zum einen als Stresshormon und versetzt den gesamten Körper in gefährlichen Situationen in Alarmbereitschaft. Dabei werden unter anderem der Blutdruck erhöht und die Bereitstellung von Energiereserven ermöglicht. Auch Cholin hat einen Anteil an Reizübertragungsreaktionen, indem es die Synthese des Neurotransmitters Acetylcholin ermöglicht. Dieser ist für die Weiterleitung von Nervenimpulsen zum Herzen verantwortlich und steuert außerdem die Erregungsübertragung zwischen Nerv und Muskel. Melatonin wird dagegen für die Aufrechterhaltung des Tag-Nacht-Rhythmus des Körpers benötigt und ermöglicht somit einen gesunden Schlaf.
Andere Aufgaben von Methionin sind zum Beispiel die Senkung des Histaminspiegels im Blut, weshalb es sich positiv auf die Ausprägung von Allergien auswirken kann. Des Weiteren ist es maßgeblich an der Regulation des Säure-Base-Haushalts beteiligt und liefert für verschiedene chemische Prozesse Schwefelatome. Auf diesem Weg kann es auch zur Entgiftung von Schwermetallen über Komplexbildung und zur Bildung von Knorpelgewebe beitragen.
L-Methionin im Einsatz gegen Krankheiten
Methionin ist an der Synthese zahlreicher Substanzen beteiligt und führt somit zu einer Aufrechterhaltung der körperlichen und psychischen Gesundheit, weshalb es als lebensnotwendiger Vitalstoff angesehen werden kann. Des Weiteren beeinflusst es viele physiologische Vorgänge und kann daher auch in der Prophylaxe und Therapie bestimmter Erkrankungen eingesetzt werden.
Vorbeugung vor Harnwegsinfekten
Da es unter anderem zu einer Ansäuerung des Harns führt, kann es effektiv zur Vorbeugung von Harnblaseninfekten verwendet werden, da die meist für Blasenentzündungen verantwortlichen E. coli nicht im sauren Milieu überleben können. Im Rahmen einer 2002 durchgeführten Studie konnte dabei nachgewiesen werden, dass die zusätzliche Einnahme methioninhaltiger Präparate die Neigung für Harnwegsinfekte erheblich reduzieren kann, was vor allem für junge Frauen von Vorteil sein kann1. Sie leiden wesentlich häufiger als andere Bevölkerungsteile an Blasenentzündungen, weshalb sie besonders von einer Einnahme methioninhaltiger Nahrungsergänzungsmittel profitieren können. Auch das Risiko für eine erneute Infektion kann dadurch effektiv reduziert werden.
Methionin hellt die Stimmung auf
Andere Einsatzgebiete der essentiellen Aminosäure sind Depressionen und Parkinson, da L-Methionin an vielen Stoffwechselvorgängen des Gehirns beteiligt ist. Es regt die Bildung des stimmungsaufhellenden Neurotransmitters Serotonin an und kann bei einer entsprechenden Supplementierung die Bewegungsfähigkeit und Aktivität von Parkinson-Patienten erhöhen, da es bestimmte chemische Gleichgewichte wiederherstellt und somit auch Symptome wie Zittern, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen reduzieren kann. Zu diesen Erkenntnissen gelangten polnische Forscher im vergangenen Jahr, weshalb L-Methionin zunehmend in der Therapie degenerativer neurologischer Erkrankungen eingesetzt wird 2.
Fazit
L-Methionin ist für den menschlichen Körper eine essentielle Aminosäure von großer Bedeutung, da es unter anderem an der Bildung vieler proteinhaltiger Substanzen beteiligt ist und außerdem die Bereitstellung von Schwefel übernimmt. Dieser wird nicht nur für die Bindung und Ausscheidung toxischer Schwermetallverbindungen benötigt, sondern ist zusätzlich dazu in der Lage, den pH-Wert von Urin in den sauren Bereich zu verschieben, sodass es seltener zu Blasenentzündungen und anderen Harnwegsinfekten kommt.
Auch die Wirksamkeit von Ampicillin und anderen Antibiotika wird bei pH-Werten von 4 bis 6 gesteigert, sodass sie eine höhere Effizienz besitzen. Nicht zuletzt kann L-Methionin die Schwere von depressiven bzw. Parkinson-Erkrankungen mindern und darüber hinaus die Lebensqualität der Betroffenen verbessern.
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Studien zu L-Methionin u.a.
- Günther M, Noll F, Nützel R, Gläser E, Kramer G und Stöhrer M: Harnwegsinfektprophylaxe – Urinansäuerung mittels L-Methionin bei neurogener Blasenfunktionsstörung. Der Urologe (B). 2002; 218-220 ↩
- siehe auch „Krzystanek M, Pałasz A, Krzystanek E, Krupka-Matuszczyk I, Wiaderkiewicz R, Skowronek R. (S-adenosyl L-methionine in CNS diseases). Psychiatr Pol. 2011 Nov-Dec;45(6):923-31. Review. ↩