L-CysteinL-Cystein gehört zu den proteinogenen α-Aminosäuren und besitzt einen schwefelhaltigen Anteil. Da es in der menschlichen Leber vom Körper synthetisiert werden kann, ist Cystein nicht essentiell, muss jedoch zusätzlich zur körpereigenen Produktion über die Nahrung aufgenommen werden, um den täglichen Bedarf abzudecken. Dabei ist der Vitalstoff nur zu einem geringen Prozentsatz (ca. 2 %) in Proteinen enthalten, sodass es einer ausgesprochen abwechslungsreichen Ernährung bedarf, um einer Unterversorgung entgegenzuwirken.

Aufgrund der Tatsache, dass L-Cystein aus der essentiellen Aminosäure Methionin gebildet wird, ist auch deren ausreichendes Vorhandensein ein äußerst wichtiger Faktor für die Versorgung des Körpers mit Cystein. Deshalb wird es mittlerweile auch zu den semiessentiellen Aminosäuren gerechnet und wirkt an zahlreichen Katalysereaktionen mit.

Andere Aufgaben sind die Entgiftung des Körpers über die abgegebene Schwefelsäure und der Schutz vieler Zellen vor freien Radikalen, da Cystein aufgrund des schwefligen Anteils antioxidative Eigenschaften besitzt.

In Kombination mit Glycin und Glutaminsäure kann es sogar zur Bildung des wichtigsten Antioxidans des menschlichen Körpers, Glutathion, beitragen, welches unter anderem auch einer Wiederverwertung der Vitamine C und E zuträglich ist. Des Weiteren kann Cystein einer Kupfervergiftung entgegenwirken und die Zellen vor schädlichen Substanzen, welche in Folge von Tabak- oder Alkoholkonsum entstehen, schützen.

Lebensmittel mit viel L-Cystein

Da Cystein viele wichtige Funktionen im Organismus erfüllt, sollte es zusätzlich zur körpereigenen Produktion über entsprechende Nahrungsmittel aufgenommen werden, um die Depots stets auf einem hohen Niveau zu halten. Vor allem eiweißhaltige Produkte verfügen häufig über einen Anteil an L-Cystein, welcher jedoch meist nur sehr gering ist. Um dennoch genügend Cystein aufzunehmen, sollte die Ernährung möglichst abwechslungsreich sein und eventuell durch bestimmte Nahrungsergänzungsmittel abgerundet werden.

L-Cystein: Nahrung ergänzen bei Störungen oder Diät

Gerade bei bestehenden Vorfaktoren wie chronischen Krankheiten, Grauem Star oder Arthritis ist der Bedarf an der semiessentiellen Aminosäure meist erhöht und die Patienten können von einer geeigneten Supplementierung erheblich profitieren. Auch Erkrankungen der Verdauungsorgane steigern den Bedarf an L-Cystein, da bei Störungen des Magen-Darm-Trakts häufig die Resorptionsfähigkeit herabgesetzt ist und somit wertvolle Vitalstoffe verloren gehen und nicht verwertet werden können. Weiterhin können Umweltfaktoren wie Stress oder eine hohe körperliche Anstrengung dazu führen, dass der Organismus mehr Cystein als üblich benötigt.

Nicht zu unterschätzen ist auch der Effekt einer extremen Reduktionsdiät, welche die körpereigenen Reserven an Vitaminen und Aminosäuren erheblich abbauen kann.

Um den täglichen Bedarf von etwa 1.400 mg L-Cystein dennoch zu decken, eignen sich hauptsächlich Fleisch und Sojaprodukte. Vor allem Schwein und Huhn sind mit etwa 220 bis 240 mg pro 100 g gute Lieferanten und können dabei helfen, einer Mangelversorgung entgegenzuwirken. Auch roher Lachs (ca. 219 mg pro 100 g) und Hühnereier (etwa 272 mg je 100 g) eignen sich für eine ausreichende Aufnahme von L-Cystein. Vegetarier können unter anderem Sonnenblumenkerne (ungefähr 451 mg pro 100 g) und Walnüsse (etwa 208 mg pro 100 g) als Quellen nutzen, wobei vor allem Sojabohnen einen sehr hohen Gehalt besitzen (ca. 655 mg pro 100 g).

Da L-Cystein sehr gut wasserlöslich ist, sollte beim Zubereiten und Kochen der Speisen unbedingt darauf geachtet werden, dass sie sich nicht zu lange im Wasser befinden, da die Aminosäure ansonsten ausgewaschen wird.

Funktionen von L-Cystein

Cystein erfüllt aufgrund seiner spezifischen schwefelhaltigen Struktur zahlreiche Aufgaben im menschlichen Organismus und trägt maßgeblich zu einem guten Wohlbefinden bei.

L-Cystein für Anti Ageing

Da es die Synthese des antioxidativen Glutathions unterstützt und gleichzeitig in dieser Form gespeichert werden kann (freies L-Cystein ist sehr instabil), hat es einen entscheidenden Anteil an der Entsorgung schädlicher und/oder giftiger Substanzen aus dem Körper und dem damit verbundenen Schutz zahlreicher Gewebe und Organe. Dies wirkt sich auch in einer Verlangsamung des Alterungsprozesses und nach neueren Erkenntnissen sogar in einer vorbeugenden Wirkung gegen Alzheimer und Multiple Sklerose aus, da diese Erkrankungen mit einer Anreicherung toxischer Stoffe verbunden sind.

Glutathion hemmt außerdem entzündliche Reaktionen und führt zu einer vermehrten Bildung von Abwehrzellen des Immunsystems. Gleichzeitig regt es die Produktion sogenannter Leukotriene an, welche die Arbeit der weißen Blutkörperchen unterstützen und als chemische Botenstoffe fungieren. Im Falle eines Cysteinmangels kann es daher zu vermehrten Infektionen und Entzündungsreaktionen kommen, welche mit einer stark abnehmenden Zahl der natürlichen Killerzellen einhergehen. Im schlimmsten Fall entstehen dadurch sogar lebensbedrohliche Erkrankungen wie Krebs.

Auch im Lipidstoffwechsel erfüllt L-Cystein wichtige Funktionen, ist es doch an der Bildung lebensnotwendiger Fettsäuren beteiligt und ermöglicht somit die Produktion von Zellmembranen und Nervenschutzhüllen. Diese bestehen zum größten Teil aus Myelin und bewahren die Neuronen vor schädlichen Umwelteinflüssen und Angriffen oxidativer Substanzen. Dadurch können auch degenerative Erkrankungen wie Parkinson verhindert werden, was ein hohes präventives Potential für L-Cystein bedeutet.

Gesunde Haut und Haare durch L-Cystein

Ein großer Teil der Aufgaben der semiessentiellen Aminosäure liegt außerdem in der Proteinbiosynthese, wobei Cystein als natürlicher Eiweißbaustein verwendet wird und für die Bildung vieler Strukturproteine des Bindegewebes benötigt wird, welches dadurch eine besondere Festigkeit erhält. Des Weiteren kann der Körper den vielseitigen Vitalstoff zu Taurin umwandeln, das wichtig für die Weiterleitung von Nervenimpulsen, den Verdauungstrakt und das Herz-Kreislauf-System ist.

L-Cystein im Einsatz gegen Krankheiten

Da Cystein viele positive Wirkungen auf die Gesundheit des Menschen hat, kann es nicht nur zur Prävention gegen Krankheiten, sondern auch zu Therapiezwecken eingesetzt werden. Bei der Erfüllung seiner natürlichen Funktionen wirkt es unterstützend für das Immunsystem und zeigt antioxidative Effekte.

L-Cystein stützt das Immunsystem

In einer Studie aus dem Jahr 2009 wurde daraufhin der Einfluss regelmäßiger L-Cystein-Gaben auf die Entwicklung von Entzündungsreaktionen untersucht. Es ist bereits bekannt, dass ein direkter Zusammenhang zwischen oxidativem Stress und inflammatorischen Prozessen besteht, sodass davon ausgegangen werden muss, dass die Eliminierung schädlicher Radikale auch das Entzündungsrisiko bei bestehenden Erkrankungen senkt. Letztlich konnte mit Hilfe der Untersuchung festgestellt werden, dass eine Supplementierung mit L-Cystein Entzündungsreaktionen vermindert und somit schnellere Heilungsprozesse ohne Komplikationen ermöglicht1.

L-Cystein bei Osteoporose

Ein anderes Einsatzgebiet für die semiessentielle Aminosäure bei der Bekämpfung von Krankheiten ist die mit zunehmendem Alter vor allem bei Frauen auftretende Osteoporose. Durch den fortschreitenden Knochenabbau kann es zu vermehrten Frakturen und einer verringerten Knochendichte kommen. In der Vergangenheit zeigte sich, dass niedrige Knochendichten meist eng mit einer geringen Cystein-Plasmakonzentration verbunden sind, woraufhin eine Studie mit dem Ziel der Supplementierung gegen Osteoporose durchgeführt und ausgewertet wurde2.

Im Endeffekt wurde dabei deutlich, dass eine erhöhte Gabe von L-Cystein den Knochenschwund deutlich verringern kann, da es die Aktivität der Osteoklasten vermindert und gleichzeitig die bei Osteoporose herabgesetzte Kollagensynthese erhöht. Demzufolge ist L-Cystein als äußerst wirkungsvolles Heilmittel der orthomolekularen Medizin einzustufen und wird mittlerweile zunehmend gegen bestimmte Erkrankungen eingesetzt. Zu beachten ist lediglich für Diabetiker, dass sie eventuelle Einnahmen cysteinhaltiger Nahrungsergänzungsmittel zunächst mit ihrem Hausarzt besprechen, da L-Cystein die Insulinkonzentration im Blut vermindern kann, sodass es einer eventuellen Anpassung der Antidiabetika bedarf.

Fazit

Die inzwischen als semiessentiell eingestufte Aminosäure L-Cystein besitzt einen schwefelhaltigen Anteil und ist deshalb dazu in der Lage, toxische Schwermetallverbindungen in stabile Komplexe zu überführen und anschließend aus dem Körper auszuscheiden. Des Weiteren ist es an der Synthese vieler Struktureiweiße beteiligt und erhält auf diesem Weg die Festigkeit und Stabilität des menschlichen Bindegewebes. Nicht zuletzt schützt Cystein die Zellen des Nervensystems vor oxidativem Abbau und wirkt somit Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson entgegen.

Auch das Immunsystem kann von einer ausreichenden Versorgung mit der vielseitigen Aminosäure profitieren, da sie die Bildung der Abwehrzellen unterstützt und somit gegen Infektionen wirksam ist.

Studien zu L-Cystein:

  1. siehe auch „ScienceDaily: Targeting oxidized cysteine through diet could reduce inflammation and lower disease risk; Mar. 31, 2009
  2. siehe auch „Baines M et al.: The Association between cysteine, bone turnover, an low bone mass; Calcif Tissu Int. 2007