L-Histidin

L-Histidin

Histidin zählt zu den semiessentiellen Aminosäuren und weist neben einem basischen Anteil auch einen für Aromaten typischen Imidazolring auf. Es ist unter anderem an der Bildung von Proteinen beteiligt und beeinflusst außerdem einige Stoffwechselreaktionen des menschlichen Körpers.

Da L-Histidin in nur sehr geringer Menge vom Organismus selbst gebildet werden kann, muss es vorwiegend über die Nahrung aufgenommen werden, wobei in bestimmten Fällen die Eigensynthese soweit eingeschränkt sein kann, dass Histidin schon fast zu den essentiellen Aminosäuren gerechnet werden muss. Vor allem für Säuglinge ist eine externe Zufuhr über die Muttermilch bzw. spezielle Supplemente oder Milchpulver zwingend notwendig, da es ansonsten zu Verzögerungen des Wachstums und anderen Funktionsstörungen kommen kann.

 

Auch während der Genesungsphase nach einer Krankheit und im typischen Alter des Wachstums (Kindheit und Jugend) avanciert L-Histidin zu einem essentiellen Vitalstoff und wird am besten auf nüchternen Magen eingenommen, da in diesem Fall die Verwertbarkeit am größten ist. Bei einer unausgewogenen Ernährung oder zu viel Stress kann sich auch noch in der heutigen Zeit ein Mangel ausbilden, welcher sich in Wachstumsstörungen bzw. rheumatischer Arthritis beim Erwachsenen äußern kann.

Histidin erfüllt im menschlichen Körper zahlreiche lebensnotwendige Funktionen und ist unter anderem an der Synthese des Blutfarbstoffs, der Wundheilung und der Stärkung des Immunsystems beteiligt.

Lebensmittel mit viel L-Histidin

Histidin ist vor allem in proteinreicher Nahrung enthalten und wird ausschließlich in jungem Pflanzengewebe produziert, von wo es über die natürliche Nahrungskette auch in Nutztiere gelangt. Gerade unter der Einwirkung von Stress oder bei bestehenden chronischen Erkrankungen bzw. Verletzungen erhöht sich der tägliche Bedarf an L-Histidin und kann meist nur über eine zusätzliche Versorgung mit entsprechenden Nahrungsergänzungsmitteln gedeckt werden.

Auch nach Operationen oder bei Arthritis- und/oder Anämiepatienten steigt der körpereigene Bedarf an Histidin teilweise rasant an, sodass über eine geeignete Supplementierung nachzudenken ist. Besonders für Kinder und Jugendliche kann eine Unterversorgung gravierende Folgen haben, da sie sich noch im Wachstum befinden, welches während eines Mangels empfindlich gestört wird. Weiterhin reguliert L-Histidin im gesunden Organismus die Immunabwehr, allergische Reaktionen und damit einhergehende Entzündungsprozesse, sodass es bei einer nicht ausreichenden Versorgung zu einer erhöhten Infektionsneigung bzw. der Verschlimmerung der Symptome einer Allergie kommen kann.

Um diese Folgeerscheinungen zu verhindern, muss täglich auf eine ausgewogene Ernährung mit abwechslungsreicher Kost geachtet werden, wobei vor allem die nachfolgenden Lebensmittel zu einer Deckung des jeweiligen Bedarfs herangezogen werden können. Neben getrockneten Sojabohnen (ca. 1097 mg pro 100 g) gelten besonders Hähnchenbrustfilet (etwa 791 mg je 100 g) und Rindfleisch (ungefähr 678 mg pro 100 g) als gute Lieferanten und sollten daher möglichst häufig in den Speiseplan eingebaut werden. Auch Weizenkeime (ca. 643 mg je 100 g) und roher Lachs (etwa 549 mg pro 100 g) eignen sich gut für die Deckung des täglichen Bedarfs.

Dabei ist – wie bei den Vitaminen auch – zu beachten, dass sich die Gehalte in Abhängigkeit der jeweiligen Lager- und Zubereitungsbedingungen erheblich von den Richtwerten unterscheiden können. Vor allem Erbsen, Walnüsse und Mais sollten nicht zu lange unter Luftzufuhr oder im Sonnenlicht aufbewahrt werden, da L-Histidin durch den Einfluss von UV-Strahlung bzw. Sauerstoff nach und nach abgebaut wird und somit aus den Lebensmitteln verloren geht.

 

Funktionen von L-Histidin

Zu den wichtigsten Eigenschaften von L-Histidin zählt unter anderem seine Umwandlungsfähigkeit in verschiedene Substanzen wie Histamin, Glutamat und Hämoglobin (Blutfarbstoff). Über diese hat es Anteil an den unterschiedlichsten Stoffwechselreaktionen und sichert indirekt auch die Sauerstoffversorgung aller Organe und Gewebe. Gleiches gilt für seine Funktion als Bestandteil vieler eisenhaltiger Moleküle wie beispielsweise Ferritin. Auf diesem Weg sorgt es auch für eine ausreichende Energieversorgung der menschlichen Zellen und kann über seine hohe Bindungsfähigkeit an Schwermetalle entgiftend für den Körper wirken.

Weitere Aufgaben von L-Histidin sind die Regulierung des pH-Wertes im Blut, die Unterstützung der Wundheilung und die Steuerung des Wachstums und der natürlichen Reparaturmechanismen. Ohne es werden Wachstumsprozesse unterbrochen und es kann zu Verzögerungen in der Entwicklung und der Regeneration von Gewebe kommen. Auch ist es bei einem Mangel möglich, dass sich entzündliche Veränderungen der Haut und Schleimhäute bilden und die Wundheilung nach einer Operation oder einem chirurgischen Eingriff verzögert wird.

Unter anderem wird Histidin auch für die Bildung der Myelinscheide, welche alle Nervenzellen umgibt und somit vor schädlichen Einwirkungen schützt, benötigt und kann daher präventiv gegen bestimmte degenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson eingesetzt werden. Außerdem ist die semiessentielle Aminosäure an der Synthese roter und weißer Blutkörperchen beteiligt, worüber sie auch die Aktivität des Immunsystems beeinflusst, da Leukozyten einen maßgeblichen Anteil an der Bekämpfung von Krankheitserregern haben.

Nicht zuletzt kann L-Histidin den Körper vor Strahlenschäden bewahren, indem es entsprechende Moleküle fest an sich bindet und über verschiedene Umwandlungsprozesse eliminiert. Aus diesem Grund kann es vor medizinischen Untersuchungen auf Basis von ionisierender Strahlung in Form entsprechender Präparate eingenommen werden, um den Körper vor direkten und indirekten Strahlenwirkungen zu schützen.

Da L-Histidin außerdem therapeutisch gegen inflammatorische Prozesse wirkt, kann es unter anderem zur Behandlung von Arthritis eingesetzt werden und die Symptome einer bestehenden Allergie abmildern.

 

L-Histidin im Einsatz gegen Krankheiten

Das präventive und therapeutische Potential von L-Histidin ist bis zum heutigen Zeitpunkt noch nicht endgültig bekannt, jedoch wurden bereits einige Studien durchgeführt, welche eine große Wirksamkeit des Vitalstoffs nachweisen konnten.

L-Histidin kann Blutdruck senken

Ein besonders wichtiger Schritt war dabei die Entdeckung der blutdrucksenkenden Wirkung der Aminosäure1. Da Histidin entspannend auf die Blutgefäße wirkt, kann es eine bestehende Hypertonie abbauen und auch vor kardiovaskulären Erkrankungen wie Arteriosklerose und Herzinfarkt schützen. Die Forscher wiesen dabei nach, dass die tägliche Einnahme entsprechender Nahrungsergänzungsmittel das Risiko für Herz-Kreislauf-Störungen um bis zu 60, 9 % senken kann.

Ein anderes wichtiges Einsatzfeld der Histidin-Supplementierung ist die Behandlung von chronischer Niereninsuffizienz, wie sie besonders bei älteren Personen häufig auftritt. Da niedrige Histidinkonzentrationen im Plasma die Entzündungsaktivität im Körper erhöhen und zu vermehrtem oxidativen Stress führen, wird eine unterstützende Versorgung mit L-Histidin direkt mit einer verringerten Sterblichkeit assoziiert 2.

Des Weiteren stellte sich in neuerer Zeit heraus, dass Histidin in Kombination mit Zink, dessen Aufnahme in den Körper die Aminosäure erheblich erleichtert, effektiv gegen Erkältungen helfen kann. In einer an über 40 Probanden durchgeführten Studie wurde erforscht, inwiefern die Einnahme von Zink und L-Histidin die Dauer einer Infektion mit Viren und/oder Bakterien minimieren kann, wobei die Forscher zum Ergebnis kamen, dass die gleichzeitige Aufnahme beider Vitalstoffe eine Erkältung um durchschnittlich 3,6 Tage verkürzt 3.

Fazit

L-Histidin ist wesentlich an der Regulation des menschlichen Wachstums beteiligt und trägt außerdem zur Bildung von Blutkörperchen bei. Besonders Kinder sollten eine ausreichende Zufuhr des Vitalstoffs erhalten, da sich ansonsten Wachstumsstörungen ausbilden können.

Des Weiteren kann eine Nahrungsergänzung mit Histidin nach Operationen und bei Verletzungen erforderlich oder zumindest sehr hilfreich sein, da es die Wundheilung unterstützt und die Regeration von Gewebe anregt. Auch im Einsatz gegen bestimmte Krankheiten konnte sich die semiessentielle Aminosäure in der Vergangenheit bereits beweisen, so kann sie unter anderem die Ausprägung einer Niereninsuffizienz abschwächen und vor Herzinfarkten schützen.

Studien u.a.:

  1. Tuttle KR et al.: Dietary amino acids and blood pressure: A cohort study of patients with cardiovascular disease; AM J Kidney Dis, 2012 Feb 28
  2. Makoto Watanabe et al.: Consequences of low plasma histidine in chronic kidney disease patients: associations with inflammation, oxidative stress, and mortality; American Journal of Clinical Nutrition; Vol. 87. No. 6, 1860-1866, June 2008
  3. siehe auch „Prasad As et al.: Duration of symptoms and plasma cytokine levels in patients with the common cold treated with zinc acetate. Ann Intern Med. 2000; 133